Migräne

Migräne zählt zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen – in Deutschland sind etwa 8 bis 12 Millionen Menschen betroffen.

Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Sogar Kinder können unter Migräne leiden. Migräne kann den Alltag erheblich beeinträchtigen und weit über gewöhnliche Kopfschmerzen hinausgehen.

2/3
Frauen
8–12 Mio.
Betroffene

Achtung! Hier ist es besonders wichtig, den Schmerz- / Migränemittelkonsum zu beobachten. Denn häufig kann "Zuviel" selbst die Kopfschmerzen auslösen.

Typisch sind starke, pulsierende Kopfschmerzen, meist einseitig und häufig begleitet von Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit.

Gut zu wissen: Eine frühe, korrekte Diagnose, ein Kopfschmerztagebuch und eine individuelle Therapie sind entscheidend für die erfolgreiche Behandlung.

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Symptome

Symptome

Typisch für Migräne sind starke bis sehr starke Kopfschmerzen, begleitet von z. B. Übelkeit, Erbrechen sowie von Licht- und Geräuschempfindlichkeit.

Typische Migräneattacken verlaufen in mehreren Phasen:

1. Vorbotenphase (Prodrom)

  • Bis zu 48 Stunden vor der eigentlichen Attacke
  • Symptome: Müdigkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Heißhunger (z. B. auf Schokolade)

2. Auraphase (bei ca. 10 – 15 % der Betroffenen)

  • Neurologische Symptome wie Sehstörungen (z. B. Zackenbilder, Lichtblitze, Flimmern, Punkte, Wellen), Taubheitsgefühle in den Armen/Händen/Beinen oder Sprachstörungen
  • Dauer: wenige Minuten bis maximal 60 Minuten
  • Verschwindet in der Regel vollständig

3. Kopfschmerzphase

  • Meist einseitige, pulsierende bis pochende Kopfschmerzen
  • Verstärkt durch körperliche Aktivität
  • Häufig begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit
  • Dauer: 4 bis 72 Stunden
  • Rückzugstendenz

4. Erholungsphase (Postdrom)

  • Nach der Attacke: Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder gelegentlich Hyperaktivität für bis zu 24 Stunden
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Akuttherapie

Akuttherapie

Ziel: Die Migräneattacke und ihre Begleiterscheinungen möglichst frühzeitig stoppen.

Empfohlene Medikamente:

  • Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen, ASS (Acetylsalicylsäure), Diclofenac, Paracetamol)
  • Kombination aus ASS + Paracetamol + Koffein
  • Triptane (spezielle Migränemittel)
  • Ditane/Gepante (wenn Triptane nicht geeignet sind) 

Wichtig ist es, Medikamente für die Akuttherapie rechtzeitig und ausreichend dosiert anzuwenden, um der Gefahr einer Chronifizierung, also einem dauerhaften Auftreten der Migräne, vorzubeugen. Für Migränettacken, die nicht oder nicht ausreichend auf eine Therapie mit Schmerzmitteln ansprechen, stehen sogenannte Triptane in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung. Diese Arzneimittel-Gruppe wurde gezielt zur Behandlung von Migräne entwickelt. Triptane können nicht nur gegen den Kopfschmerz, sondern auch gegen andere Begleiterscheinungen helfen, die bei Migräne auftreten (wie Übelkeit oder Lichtempfindlichkeit). Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder einem Kopfschmerzexperten in Ihrer Nähe.

Triptane sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich:

Orale Triptane (Tabletten / Schmelztabletten)

  • Für viele Patienten ausreichend wirksam.
  • Einige Triptane sind in niedriger Dosierung rezeptfrei erhältlich.
  • Bei starker Übelkeit und Erbrechen oder schnellem Schmerzanstieg oft nicht ideal, da die Wirkstoffe erst verzögert im Darm aufgenommen werden.
  • Schmelztabletten eignen sich zwar für die Einnahme ohne Wasser, wirken aber gegenüber Tabletten verzögert aufgrund ihrer Formulierung.

Triptan Nasensprays

  • Teilweise schnellere Wirkung durch anteilige Aufnahme über die Nasenschleimhaut.
  • Ein Großteil wird jedoch verschluckt und wie Tabletten verstoffwechselt.
    • Dies kann sich negativ auf die Wirksamkeit des über den Verdauungstrakt aufgenommenen Anteils auswirken.

Subkutane Triptane (Injektion im Fertigpen)

  • Besonders geeignet bei:
    • rasch zunehmender Schmerzintensität,
    • morgendlichen Attacken aus dem Schlaf heraus,
    • Übelkeit und/oder Erbrechen,
    • unzureichender Wirkung oraler Triptane.
  • Schnellster Wirkeintritt aller Darreichungsformen.
  • Vorteilhaft bei akutem Behandlungsbedarf (z. B. unterwegs, in wichtigen Situationen).
  • Einfache selbstständige Anwendung, kann Sicherheit geben.

Die Darreichungsform und Formulierung beeinflussen, wie schnell ein Medikament wirkt und wann die maximale Wirkstoffkonzentration im Blut erreicht wird.

Zeit bis zum Erreichen der maximalen Wirkstoffkonzentration im Blut:

  • bei nasaler Anwendung: 2 – 3 h
  • bei oraler Einnahme: 45 min – 3 h
    • bei Schmelztabletten ca. eine Stunde verzögert
  • bei subkutaner Gabe: 13 – 25 min

Ditane / Gepante:

Wenn Triptane aus medizinischen Gründen, wie schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder nachgewiesener Unwirksamkeit, nicht geeignet sind, stehen Ditane und Gepante zur Verfügung.

Wichtige Hinweise:

  • Schmerzmittel und Triptane sollten möglichst zu Beginn der Kopfschmerzphase und ausreichend dosiert eingenommen werden.
  • Die Auswahl der Darreichungsform sollte sich nach den Symptomen und persönlichen Wünschen an die Therapie richten.
  • Bei Übelkeit und/oder Erbrechen können Darmbewegung anregende Mittel gegen Übelkeit wie Metoclopramid oder Domperidon eingenommen werden.
  • Die Kombination von Triptanen mit langwirksamen Schmerzmitteln (z. B. Naproxen) kann die Effektivität steigern, wenn dies erforderlich ist.
  • Ein Austausch mit dem Arzt über den Erfolg sowie Verbesserungswünsche zur Therapie ist ratsam.
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Betroffene

Betroffene

Migräne ist mehr als nur Kopfschmerz – sie kann das Leben der Betroffenen massiv beeinträchtigen. Betroffene leiden selbst außerhalb der eigentlichen Migräneattacken:

Betroffene während der Migräneattacken

  • Haben Schwierigkeiten, ihrer Arbeit nachzugehen
  • Müssen sich hinlegen
  • Verschieben Termine

Betroffene außerhalb der Migräneattacken

  • Haben Angst, andere im Stich zu lassen
  • Fühlen sich, als hätten sie keine Kontrolle über ihr Leben
  • Geben an, dass Migräne den Umgang mit Familie und Freunden beeinträchtigt.

Neben den sozialen Aspekten ist auch der Kopfschmerz nicht zu unterschätzen:

  • “Eine Migräneattacke fühlt sich bei mir so an, als würde sich die Kopfhaut verspannen. Ein nadelkopfgroßer, punktueller Schmerz an der Schläfe zieht entlang der Nerven über den Haaransatz hinter den Ohren entlang bis zur Halswirbelsäule – wie eine Eisenklammer um den Kopf herum, die sich zuzieht.” -Jan, 47

Dennoch berichten viele Patienten davon, nicht ernst genommen zu werden:

  • „Als die Kopfschmerzen noch keinen Namen hatten, nahm ich die Pille wegen Hypermenorrhoe und bekämpfte die zuverlässig in jeder Pillenpause für 2-3 Tage auftretenden Kopfschmerzen mit Ibuprofen. Ging so. Nicht schön. Aber “war halt so” und “stell dich nicht so an” und “jede Frau hat irgendwelche Probleme, wenn sie ihre Tage hat“ -Auguste, 49
  • „Es begann in meiner Kindheit. Bereits mit sieben Jahren hatte ich anfallsweise sehr starke Kopfschmerzen, die von Übelkeit begleitet waren. Meine Mutter meinte, dass ich sicher bald meine Periode bekäme, aber zum Arzt sind wir nicht gegangen.“ -Dr. Ute Bartholomäus

Sollten Sie sich nicht ernst genommen fühlen, kann es ratsam sein, einen Kopfschmerzexperten aufzusuchen. Dies kann Ihnen zu einer geeigneten Therapie verhelfen. Finden Sie hier einen Kopfschmerzexperten in Ihrer Nähe.

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Vorbeugen

Vorbeugen

Ziel ist es, die Häufigkeit und Intensität der Migräneattacken zu reduzieren.

Nicht-medikamentös vorbeugen:

  • Geregelter Tagesablauf – feste Schlafenszeiten & regelmäßige Mahlzeiten
  • Ausdauersport – z. B. Joggen, Schwimmen, Walken
  • Entspannungstechniken – wie progressive Muskelentspannung (z. B. nach Jacobson) oder autogenes Training
  • Achtsamer Umgang mit Triggern – Stress, bestimmte Lebensmittel, etc.

Medikamentös vorbeugen:

Für Migränepatienten, die an mehr als 3 Tagen pro Monat an schweren Migräneattacken leiden, werden zusätzlich zu einer individuellen Akutmedikation vorbeugende Maßnahmen empfohlen. Medikamentös z. B. mit:

  • Betablocker (z. B. Propranolol, Metoprolol)
    • Besonders geeignet bei gleichzeitigem Bluthochdruck.
  • Topiramat
    • ursprünglich Epilepsiemedikament
  • Amitriptylin
    • eigentlich ein Antidepressivum
  • Flunarizin
  • Botulinumtoxin A
    • bei chronischer Migräne, >15 Kopfschmerztage/Monat
  • Monoklonalen Antikörpern gegen CGRP oder den CGRP-Rezeptor
    • Wirken auf den CGRP-Rezeptor oder den Botenstoff CGRP, welcher bei der Entstehung der Migräne eine zentrale Rolle spielt.
    • Anwendung bei unzureichender Wirksamkeit oder Unverträglichkeit anderer Mittel.
    • Selbstinjektion durch den Patienten (monatlich) oder Infusion beim Arzt (alle 3 Monate).
  • Atogepant
    • Atogepant ist ein CGRP-Antagonist, d.h. dieses kleine Molekül bindet an den CGRP-Rezeptor und blockiert ihn, so dass der Botenstoff CGRP nicht mehr binden kann.
Ihr Weg aus dem Kopfschmerz.

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Diagnose und Therapie

Diagnose und Therapie

Für eine erfolgreiche Diagnose und Therapie wenden Sie sich an Ihren Arzt oder an einen Kopfschmerzspezialisten.

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Es hilft Ihrem Arzt bei der Diagnose und der passenden Therapie für Sie!